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Der Bergkarabachkonflikt

  • christinewalch
  • 8. Feb. 2019
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 1. Nov. 2019

Die Anfänge Der Bergkarabachkonflikt betrifft eine strittige Angelegenheit der Staaten Armenien und Aserbaidschan, die sich zu einer bewaffneten Auseinandersetzung entwickelte. Dabei ging es um die Region Bergkarabach im Kaukasus. Karabach hatte einst zu Persien gehört. Aufgrund rivalisierender Auseinandersetzungen zwischen den Großmächten - dem Osmanischen Reich, Russland und Persien - gerieten die armenischen Christen zunehmend unter Druck. Katharina II. von Russland war es, die Schutzbriefe ausstellte und Privilegien für die Armenier schuf, sowohl was den Handel, aber auch die Verwaltung betraf. Nach dem Zweiten Russisch-Persischen Krieg geriet Bergkarabach unter russische Herrschaft. Und unter dieser Herrschaft bekamen Armenier die Möglichkeit, sich im heutigen Armenien und Karabach anzusiedeln. Im 19. Jahrhundert wanderten 40.000 Armenier aus Persien und 84.000 aus dem Osmanischen Reich in diese Gebiete ein. Sie waren verschiedenen Verwaltungsbezirken unterstellt. Aber nicht nur Armenier, sondern auch Russen, Ukrainer und Deutsche wurden dort angesiedelt. Antiarmenische Pogrome im Osmanischen Reich in den Jahren 1914/ 15 und 1918 lösten eine Einwanderungswelle nach Bergkarabach aus. Zwischen den Aseris, die in ländlichen Gebieten lebten, und den mehr städtischen Armeniern führte das zu ernstzunehmenden Konflikten. Land- und Wasserknappheit in der Region, verschiedene Sitten wie Blutrache und Sippenhaft und die Verwandtschaft der Aseris mit den Türken, vor denen die Armenier eigentlich geflohen waren, verschärften die Situation. Nach der Unabhängigkeitserklärung der beiden Staaten Armenien und Aserbaidschan 1918 beanspruchten beide Seiten das Gebiet Bergkarabach, und beide Seiten konnten ihre Ansprüche begründen. Armenien führte den geographischen und ethnischen Gegensatz zu Unterkarabach ins Feld. Aserbaidschan hielt starrsinnig an der Untrennbarkeit des geographischen Raumes und an den Weideplätzen der in Bergkarabach gelegenen Sommerwiesen der muslimischen Nomaden fest. Auf beiden Seiten kam es zu Blutvergießen. 1920 wurden Armenien, Aserbaidschan und Bergkarabach Sowjetrepubliken. Eine friedliche Lösung der Konflikte wurde angestrebt. Zunächst erklärte Bergkarabach freiwillig seine Zugehörigkeit zu Aserbaidschan. Stalin verkündete den Verzicht Armeniens auf Bergkarabach, Nachitschewan und Sangesur. Das rief die Daschnaken auf den Plan - Mitglieder der "Armenischen Revolutionären Föderation" - wobei es zu Kampfhandlungen kam. Schlussendlich wurde Bergkarabach am 7. Juli 1923 per Dekret ein autonomes Gebiet der Aserbaidschanischen SSR. Das war nicht die Lösung, die sich Armenien erhofft hatte. In drei Denkschriften und Stellungnahmen 1962, 1965 und 1967 wiesen die Armenier wiederholt auf ihre nur eingeschränkte Autonomie hin und forderten den Anschluss Bergkarabachs. Ein weiteres Memorandum gab es 1986/ 87. Im Jahr 1989 lebten 188.000 Menschen in Bergkarabach, davon drei Viertel armenischer Herkunft. Dass es Konflikte zwischen armenischen und aserbaidschanischen Menschen gab und immer noch gibt, hat eine bereits längere Geschichte. Aseris lebten als größte Minderheit von etwa 5 Prozent der Gesamtbevölkerung im Armenien der Achtzigerjahre. Verschiedene Staatentraditionen spielten eine Rolle, aber auch geschichtliche Erfahrungen mit dem Osmanischen Reich und der Türkei. Besonders die russische und sowjetische Nationalitätenpolitik gelten als Ursachen des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan. Während Delegationen aus Bergkarabach im Februar 1988 um Lösungen rangen, kam es zu Demonstrationen in Stepanakert. Das führte zu Vertreibungen von 4000 Menschen aserbaidschanischer Herkunft aus Armenien in nur einer Woche. Als diese in der Stadt Sumqayit bei Baku von Ausschreitungen und Blutvergießen in Armenien erzählten, richtete sich der Zorn gegen in Aserbaidschan lebende Armenier. Pogrome auf beiden Seiten waren die Folge, es kam zu Streiks und Ausschreitungen. Bergkarabach, zunächst zum Sondergebiet erklärt, wurde am 12. Januar 1989 einem Sonderkomitee und damit direkt Moskau unterstellt. Von da an begannen nun auch Armenier aus Aserbaidschan zu fliehen. Bis zum September 1989 flohen 180.000 Armenier aus Aserbaidschan nach Armenien, etwa 100.000 Aseris flohen aus Armenien nach Aserbaidschan. In dieser Zeit kam es zur Flucht von etwa 500.000 Menschen. Per Gesetzesbeschluss als ein Teil Aserbaidschans festgesetzt, wurde die Sonderverwaltung Bergkarabachs bald wieder aufgehoben. Aufgrund von Pogromen und Übergriffen auf armenische und aserbaidschanische Ortschaften sahen sich russische und armenische Familien zur Flucht aus Baku gezwungen. Paramilitärische Verbände sorgten für weitere Opferzahlen. In Aserbaidschan erstarkten die OMON - "Eine mobile Einheit zu besonderer Bestimmung", die direkt dem Innenministerium untersteht. Dieser russischen Spezialtruppe traten viele Aseris bei, die aus Armenien nach Aserbaidschan geflohen waren. Nachdem Armenien und Aserbaidschan ihre Unabhängigkeit erklärt hatten, tat dies auch Bergkarabach am 3. September 1991. In den Grenzgebieten kam es weiterhin zu Übergriffen. Ein Vermittlungsversuch Russlands und Kasachstans zwischen Armenien und Aserbaidschan scheiterte im November 1991. Am 26. November hob Aserbaidschan die Autonomie Bergkarabachs auf. Das Autonome Gebiet wurde in Bezirke eingeteilt, die teilweise außerhalb Bergkarabachs lagen. Es betraf sechs Ortschaften. Der Krieg 1992 bis 1994

Anfang 1992 ereigneten sich weitere Massenmorde, sowohl in aserbaidschanischen als auch in armenischen Dörfern. Der aserbaidschanische Präsident legte einen Friedensplan vor, der gar nicht mehr verhandelt werden konnte. In der Nacht vom 26. zum 27. Februar war es zu einem Massaker in dem Dorf Xocalı gekommen. Dieses Ereignis, das die Aserbaidschaner den Armeniern zuschrieben, kostete anscheinend mehrere hundert Menschenleben. Doch schon im April 1992 hatte der ehemalige Präsident von Aserbaidschan in einem Interview mit der tschechoslowakischen Journalistin Dana Mazalova berichtet, dass das Massaker von Xocalı von den bewaffneten Einheiten der aserbaidschanischen Opposition als Mittel der Machtergreifung durchgeführt worden war. Auch andere aserbaidschanische Stimmen zweifelten an den "offiziellen" Versionen der Ereignisse, die der Bevölkerung präsentiert wurden. Ein aserbaidschanischer Bürgerrechtler gab an, dass "... die Stadt und ihre Bewohner bewusst für politische Interessen geopfert wurden." Jagub Mamedow, Vorsitzender des Obersten Sowjets 1992 und Übergangspräsident von Aserbaidschan, sagte: "Ich kenne diejenigen, die die Tragödie von Xocalı auf dem Gewissen haben, sehr gut. Und ich spreche hier nicht von Armeniern!" Auch der aserbaidschanische Journalist Eynulla Fatullajew meldete sich in dieser Angelegenheit zu Wort. Er hatte sich mit der Situation in Xocalı vertraut gemacht und gab voller Überzeugung an, dass die Behauptung, dass es keinen armenischen humanitären Korridor für die Flüchtlinge gegeben habe, völlig unbegründet sei. Er habe mit Hunderten Flüchtlingen gesprochen, die bestätigten, dass es diesen Korridor gab und dass er für sie lebensrettend gewesen sei. Diese Aussagen brachten allerdings Eynulla Fatullajew in Aserbaidschan ins Gefängnis. Er wurde zu achteinhalb Jahren Freiheitsstrafe und zu 230.000 Dollar Bußgeld verurteilt.

Im März 1992 rückten armenische Freischärler in große Teile Bergkarabachs vor. Sie waren erfolgreich, den armenischen und karabachischen Verbänden gelang es, Şuşa als letzte Stadt Bergkarabachs einzunehmen. Mit der Einnahme der Stadt Laçın am 18. Mai war auch die Verbindungsstraße zwischen Armenien und Bergkarabach in armenischer Hand. Wegen schlechter Versorgungslage und aufgrund geographischer Bedingungen wurden die Kämpfe im Winter nicht weitergeführt. Im März 1993 griffen die armenische und die karabachische Armee in die Kampfhandlungen ein und besetzten das eroberte Gebiet bis zum 3. April. Von April bis August 1993 konnten durch gemeinsame Offensiven weitere Bezirke eingenommen werden. Im September brach die Türkei ihre diplomatischen Beziehungen zu Armenien ab. Am 12. Mai 1994 kam es zu einem Waffenstillstandsabkommen. Die Truppen der Republik Bergkarabach und die armenische Armee brachten weite Teile des von Bergkarabach beanspruchten Gebietes unter ihre Kontrolle. Dazu gehörten auch die oben genannten aserbaidschanischen Bezirke. Der Krieg forderte zwischen 25.000 und 50.000 Todesopfer. Bis zu 1, 1 Million Menschen wurden vertrieben.

Weitere Entwicklung:

Sehr lange Zeit kam keine Verhandlungsbasis zustande. Aserbaidschan forderte weiterhin die Rückgabe Bergkarabachs, und Armenien pochte auf die Unabhängigkeit dieses Gebietes von Aserbaidschan. Die OSZE - die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa - versuchte zu vermitteln, erreichte aber nichts. 1999, in Folge des Kosovo-Krieges, gab es erneute Spannungen. Armenien betrachtete sich als gestärktes Land und drohte mit Krieg. Es hieß, der Bevölkerung von Bergkarabach sei genau wie der des Kosovo ein Austritt aus Aserbaidschan aufgrund des Selbstbestimmungsrechtes zuzuerkennen. Auch nach einer Annäherung der beiden Länder nach dem Jahr 2000 betonte man die Bereitschaft zu einer Lösung von beiden Seiten, aber keine Seite war zu Zugeständnissen bereit. In der Zwischenzeit begann sich die Wirtschaft in Karabach zu erholen, dank Investitionen durch die niedrigen Steuern und durch Spenden von Armeniern, die in Europa und Amerika lebten. Es gelang der Republik Bergkarabach eine innere Stabilisierung. Der Tourismus wurde angekurbelt. Die 140.000 Einwohner waren fast ausschließlich Armenier. Die Waffenstillstandslinie wurde von der armenischen Armee gehalten. Doch es war nicht zu verhindern, dass es immer wieder zu Zusammenstößen aserbaidschanischer und armenischer Sicherheitskräfte kam. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bergkarabachkonflikt

Das Jahr 2006 war das Jahr, in dem Narine und ihr Mann Artak aus Armenien flohen. Narine erwartete gerade ihr erstes Kind. Ihre Fluchtroute führte sie quer durch die Türkei, dann über Bulgarien und Rumänien nach Ungarn. Von dort gelang ihnen der Grenzübertritt nach Österreich. Sie wurden in die Erstaufnahmestelle Traiskirchen gebracht. Dort würde Narine ihren ersten Sohn zur Welt bringen. Aber warum hatten Narine und Artak ihr Heimatland verlassen müssen? Was hatte sie dazu bewogen, eine Flucht zu wagen, obwohl Narine schwanger war? In den nächsten paar Wochen sollte ihre Geschichte mehr und mehr Gestalt annehmen......



 
 
 

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